Station 1: Die Lörmecke

Die Lörmecke: Wasser, Wald und Steine

An dieser Stelle bietet sich ein weiter Blick in das Tal der Lörmecke. Die Lörmecke entspringt unterhalb der Plackweghöhe – ganz in der Nähe des „Lörmecke-Turms“ – aus kleineren Quellbächen. Das Einzugsgebiet der Lörmecke bis zum Hohlen Stein umfasst rund 10 km2. Im Bereich des Hohlen Steins erreicht die Lörmeckeden Massenkalk, das älteste Gestein des Warstein-Kallenhardter Raumes (ca. 380 Millionen Jahre alt). Südlich des Hohlen Steins liegen die bewaldeten Höhen des Naturparks Arnsberger Wald. Diese Bereiche werden von geologisch jüngeren Gesteinen gebildet, den sogenannten „Arnsberger Schichten“ (Oberkarbon, ca. 310 Millionen Jahre alt). Schon augenscheinlich fallen Unterschiede auf: Die bewaldeten Höhen auf den jüngeren Gesteinen des Oberkarbon, die unbewaldete Hochfläche auf dem Massenkalk. Die Kalkhochfläche ist ein sehr trockener Bereich – Moore und weite sumpfige Talauen wie im Oberlauf der Lörmecke sucht man nördlich des Hohlen Steins vergeblich. Durch den klüftigen Massenkalk verschwindet das Wasser in Spalten und Höhlen, in die Tiefe des Kalksteins. Üblicherweise sind deshalb alle sogenannten Karstgebiet sehr wasserarme Bereiche. Dennoch wird aus dem Warstein-Kallenhardter Karstgebiet eine große Zahl von Menschen (fast 100.000) mit Trinkwasser versorgt – eine Besonderheit. Denn im Warstein-Kallenhardter Raum verschwindet nicht nur Wasser in großer Menge in den Tiefen des Kalksteins, hier finden sich auch besonders ergiebige Quellen in großer Zahl.

Geologische Übersicht über den Verlauf der Lörmecke

Massenkalk, ältestes Gestein des Warstein- Kallenhardter Raumes, ca. 380 Mio. Jahre alt

Schichten des Oberdevon, ca. 360 Mio. Jahre alt, meist schiefrige Gesteine

Schichten des Unterkarbon, ca. 350 Mio. Jahre alt, meist schiefrige Gesteine

Sogenannte „Arnsberger Schichten“, Gesteine des Oberkarbon, ca. 300 Mio. Jahre alt; meist stark geschiefert und brüchig („Faulschiefer“)

Lehmablagerungen, teilweise schon in der letzten Eiszeit gebildet, ca. 20.000 Jahre alt

Wasser aus der Tiefe

Vor allem in trockenen Sommern lässt sich eine Besonderheit des Warstein-Kallenhardter Karstgebietes beobachten: Die von Süden anfließenden Bäche führen kaum Wasser, sind zu Rinnsalen ausgetrocknet. Trotzdem führen die Lörmecke/Glenne und die Wester große Mengen an Wasser aus dem Karstgebiet heraus. Die Quellen des Kalkgebietes schütten auch in trockenen Sommern viel mehr Wasser, als oberhalb im Kalkstein verschwinden kann.

Schon lange sind die Hydrogeologen diesem Phänomen auf der Spur. Man hat für den Warstein-Kallenhardter Raum einen großen Wasser-Überschuss errechnet. Das heißt: Durch Wester und Lörmecke/Glenne fließt sehr viel mehr Wasser ab, als sich durch Niederschlag im Einzugsbereich der Bäche erklären ließe. Die Berechnungen dieses Überschusses liegen zwischen 13 und 20 Millionen m3 pro Jahr! Dieses Phänomen lässt sich nur durch einen großen unterirdischen Zufluss erklären: Dem Warstein-Kallenhardter Raum müssen große Mengen an Grundwasser zufließen, die weit entfernt im Untergrund versickert sind.

Die genaue Herkunft dieses „Fremdwassers“ ist bis heute nicht sicher geklärt. Vermutet wird eine Verbindung zum Raum Brilon. Vielleicht gibt es aber auch Zuflüsse aus dem nördlichen und nordöstlichen Bereich. Dieses aus ca. 500 m Tiefe zufließende Wasser sorgt für eine deutlich höhere Temperatur der Quellen im Massenkalk – bis zu 16° C ist das Quellwasser warm! Bedingt durch eine jahrelange Verweilzeit im Gestein, enthält das Wasser auch deutlich höhere Gehalte an Mineralien, die es aus dem Gestein gelöst hat.