Station 3: Lesesteinhaufen

Lesesteinhaufen: Interessantes am Wegesrand

Bei der Feldarbeit waren und sind große Steine hinderlich. Deshalb wurden solche Steine schon immer von den Feldern abgesammelt und am Rand der Felder zu Lesesteinhaufen aufgeworfen.

Diese Lesesteine geben wichtige Hinweise auf das Grundgestein, das sich unter dem Ackerboden befindet. So lassen sich die ungefähren Grenzen unterschiedlicher Gesteinsarten ermitteln, ohne dass Grabungen oder Bohrungen in den Untergrund erforderlich sind.

Unter dem beackerten Boden findet sich in einigen Zentimetern/Dezimetern Tiefe das Grundgestein. An seiner Oberfläche ist das Grundgestein verschiedenen Einflüssen ausgesetzt, die es langsam verwittern lassen: Einsickerndes Wasser, teilweise auch Temperaturschwankungen, chemische Einwirkungen aus dem Ackerboden. Einzelne Steine werden dann durch Ackerbearbeitung (vor allem durch das Pflügen) an die Oberfläche des Ackers gehoben. Wasser und Wind sorgen dafür, dass der umgebende Ackerboden abgetragen wird: Irgendwann liegen die Lesesteine auf der Oberfläche der Felder.

Lesesteinhaufen sind kleine, unbewirtschaftete Inseln in der landwirtschaftlich genutzten Kulturlandschaft. Auf engstem Raum bieten sie besondere, extreme, Standortbedingungen: Zwischen den Steinen versickert Wasser sehr schnell, es gibt kaum Humus, der das Regenwasser zurückhalten könnte (besonders trockene Lebensräume), die Sonne heizt die Lesesteinhaufen stark auf, nachts geben die Steine die gespeicherte Wärme wieder ab (besonders warme Lebensräume).

Typischer Lesesteinhaufen im Kallenhardter Feld teilweise konnten sich bereits Pflanzen zwischen den Steinen ansiedeln, oben finden sich „frische Steine“, die erst kürzlich vom Feld gelesen wurden; in den Randbereichen ist der Übergang zu Buschland zu erkennen.

Lesesteinhaufen als Lebensraum

Auf den Lesesteinhaufen finden Pflanzen und Tiere ähnliche Lebensbedingungen vor, wie sie auch in natürlich entstandenen Blockschutthalden vorherrschen (wie z. B. unterhalb des Hohen Steins im Lörmecketal).

Auf den zusammengetragenen losen Steinen siedeln sich zuerst Flechten und Moose an. Häufig gibt es an den Steinen noch Anhaftungen von Lehm und Humus von den Feldern. So können sich nach und nach auch höhere Pflanzen ansiedeln.

Im Laufe der Jahre werden die Lesesteinhaufen immer dichter bewachsen, bis schließlich sogar Strauch- und Baumarten gedeihen können.

Da immer wieder Steine von den Feldern zusammengetragen und am Feldrand abgelagert werden, wachsen die Lesesteinhaufen über lange Zeiträume häufig zu immer größeren Flächen.

Diese bilden sehr abwechslungsreiche Lebensräume: Von den frisch aufgehäuften, kaum bewachsenen Bereichen bis zu den völlig mit Bäumen und Sträuchern überwucherten alten Steinhaufen.

Eine Gefahr für den Lebensraum Lesesteinhaufen stellt die wilde Ablagerung von Bauschutt, Gartenabfällen und Müll dar. Auf diese Art und Weise werden häufig Pflanzen eingeschleppt, die natürlicherweise nicht an diesen Standorten zu finden wären, auch eine Überdüngung und damit verbunden z. B. die massenhafte Verbreitung von Brennesseln können die Folge sein.